Nina, die Nina die aus der Nähe von Dortmund zu Besuch kommt und beim Schlackenmarsch mitwandert, hat beschlossen sie möchte wieder laufen. Und was könnte besser passen, als dass sie mich als Coachin engagiert?
Gerne kannst du hier die neue Podcastfolge anhören:
Den folgenden Text hat Nina verfasst. Der erste Gastbeitrag im Blog. Viel Vergnügen beim Zuhören und nachlesen!
Mein Wiedereinstieg und erster Lauf – der 2. Lüner Lippeauen Ultra
Bis Oktober 2022 bin ich regelmäßig gelaufen. Regelmäßiges Training, mal mehr, mal weniger
nach Plan, kleinere Wettkämpfe – ich war aktiv. Dann zog im Oktober 2022 unser Hund bei uns
ein und plötzlich verschoben sich meine Prioritäten. Für das Laufen hatte ich keine Zeit mehr
(bzw. ich habe sie mir nicht genommen) und nach einem Jobwechsel entfiel auch das
regelmäßige Training im Fitnessstudio – das war nämlich genau unter meiner alten Firma und
so konnte ich bis zu meinem Wechsel das Training sehr gut in meinen Alltag einbauen.
Kurz um: bis auf regelmäßige Gassirunden und Wanderungen im Urlaub lief bei mir nicht mehr
viel sportlich. Und doch fehlte etwas. Die Zeit für mich, das ausgepowert sein, der Stolz nach
einem tollen Lauf.
Rückblick: April 2025, Kleiner Schlackenmarsch, ca. Kilometer 30:
Seit sehr langer Zeit bin ich mal wieder mit Jasmin unterwegs. Es gibt viel zu erzählen, wir
quatschen über Gott und die Welt und schwelgen auch kurzzeitig in Erinnerungen an den
Beginn unserer Lauf- „Karriere“ und plötzlich reift die Idee: was wäre, wenn ich mir einfach
wieder die Zeit nehmen würde? Weniger Couch, mehr Lauf sozusagen.
Vor meinem inneren Auge entsteht ein Bild. Ein Bild von der Zukunfts-Nina. Zukunfts-Nina ist so
eine, die Samstags einfach sagt „oh dass war eine anstrengende Woche, ich geh mal eine
Runde laufen um runter zu kommen“. So wie das die Protagonisten in den Krimis, die ich lese,
ganz oft machen. Laufschuhe an und Kopf frei kriegen. Gesundheit und Fitness inklusive.
Die Krimis höre ich eh als Hörbuch, meistens beim Bad putzen, aber das ginge auch beim
laufen. Daran soll es also nicht scheitern. Woran diese Zukunfts-Nina aktuell aber scheitert ist,
dass sie 2,5 Jahre nicht mehr gelaufen ist. Kondition – ok, aber fürs laufen… fraglich.
Also frage ich Jasmin, ob sie mir helfen kann. Sie hat Ahnung und die notwendige Erfahrung.
Außerdem kennen wir uns gut. Sie weiß wann sie mich mal anstupsen muss und wann eben
nicht. Weil manche Ausrede halt auch keine Ausreden sondern Gründe sind. Jasmin erkennt
den Unterschied.
Ein guter Plan finden wir beide. Mitte Mai soll es losgehen. Die besten Ideen kommen beim
wandern und in der richtigen Gesellschaft. Oder die verrücktesten. Mal schauen, in welche
Kategorie mein Wiedereinstieg fällt.
Rückblick: Mitte Mai 2025, irgendwo im Ruhrgebiet, hinterste Ecke meines
Kleiderschranks

Es ist soweit. Ich habe von Jasmin meinen ersten Plan bekommen. Erstmal zum wieder
reinkommen. Ein wenig laufen und Krafttraining. Mit leichten Gewichten. Was meinem Kopf
schon klar ist, muss meinem Körper noch schonend beigebracht werden: es geht wieder los!
Darum erst mal langsam angehen dass ganze. Wir wollen den Körper ja nicht verschrecken.
Nach langem kramen habe ich auch all die alten Schätze wieder ausgegraben. Laufhose, Shirt,
Schuhe und Laufsocken – alles sehr bunt, alles sehr „läuferisch“. Fühlt sich gut an. Nur der
Sport-BH zwickt etwas. Auch an das erinnere ich mich.
Die Sportuhr ist geladen (wie funktionierte nochmal die Bedienung?). Ich sehe also schon mal
aus wie die erdachte Zukunfts-Nina. Immerhin.
Der erste Lauf fühlt sich gut an. Laufen und Gehen im Wechsel. Das Wetter passt. Mein
Hörbuch erzählt mir eine spannende Geschichte und ich laufe. Endlich wieder.
Am Ende habe ich die Einheit erfolgreich absolviert. Die Puste hat gereicht, ich habe richtig
Spaß gehabt und bin stolz.
Woran ich aber trotzdem merke dass ich nicht mehr „im Thema“ bin? Früher konnte ich bei jeder
Strecke genau sagen, wie lange ich dafür brauche. Heute muss ich rätseln und rechnen… Die
Einheit wird übern dicken Daumen 28 Minuten dauern. Wie viele Kilometer werden dass sein?
Welche meiner Runden passt dazu. Ich finde mich langsam wieder ein.
Den Badeanzug krame ich auch direkt mit raus. Unser Freibad macht passend zu meinem
Wiedereinstieg wieder auf. Ich werte das als Zeichen und stehe am ersten Tag als erste vor den
Tore. Ein tolles Gefühl. Ziemlich frisch, aber das Wasser ist wärmer als die Außentemperatur
und nach zwei Bahnen fühlt es sich richtig gut an. Auch hier überwiegt am Ende der Stolz und
das Gefühl: hier bewegt sich was. Also eigentlich bewege ich mich, aber das klingt nicht so
schmissig.
Rückblick: 20.06.2025, Irgendwo im Allgäu
Ich fahre seit Jahren mit meiner Mutter in das gleiche Allgäuer Dorf. Jeden Urlaub gehe ich dort
auch laufen. Durch den Wald, den Kurpark. Ich mag es, aber irgendwie habe ich dort noch nie
eine „gute“ Runde geschafft. Was eigentlich egal ist, weil ich im Wald Rehe treffe, Eichhörnchen
sehe, traumhafte Sonnenaufgänge erlebe und das Ergebnis des Laufes dann eigentlich eh egal
ist.
Am 20.06. laufe ich ausnahmsweise abends. Wir hatten eine tolle Wanderung und ich gehe
daher vor dem Abendessen laufen. Meine Mutter wartet unterdessen im Restaurant auf mich.
Mit Wechselklamotten und diesem unterstützenden stolzen Lächeln, dass nur Mamas können.
Und einer Seelenruhe: „Hetzt Dich nicht, genieße Deinen Lauf, ich warte hier und schaue mir in
der Zeit die Berge an.“
Was soll ich sagen. An diesem Tag passte alles. Der Boden war nicht zu weich und nicht zu
hart, die Schuhe,Schuhe waren perfekt geschnürrt, mein Zopf zwickte nicht, die Hose rutschte
nicht.
Ich laufe. Und ich laufe durch. 1 Kilometer, 2 Kilometer, 3 Kilometer. Dann kommt eine
Bundesstraße, die ich überqueren muss. Dort gehe ich. Aber dann… ich laufe. Und es fühlt sich
gut an. Zukunfts-Nina ist da. Ich bin im Allgäu und im Runners-High. Alles passt, alles fühlt sich
gut an und macht einfach nur Spaß.
Im Restaurant angekommen bin ich nur happy. Ich mache mich kurz frisch und bin immer noch
im siebten Himmel. Bei Dessert (Eisschokolade- sehr lecker!) scrolle ich durch Instagram und
sehe, dass am 12.07.2025 ein Lauf in meiner Heimatstadt statt findet. Ich werte dies als
Zeichen und melde mich an. In der Ausschreibung steht (die ich erst danach lese), dass man
alles zwischen 7 und 49 km laufen kann. Der Name: 2. Lüner Lippeauen Ultra zugunsten des
Hospiz am Wallgang in Lünen. Perfekt und es ist auch noch für einen guten Zweck. Warum also
nicht.
Danach informiere ich Jasmin.
Unseren Austausch kann man am besten in Zitaten
wiedergeben:
„Hey Coach! Wir haben ein Ziel! Ich habe mich für einen Lauf angemeldet“ (das war ich)
„Wie für einen Ultra???“ (das war Jasmin 😉 )
„Der nennt sich Ultra, man kann aber nach jeder der 7 km Runden aufhören“ (erstmal den
Coach beruhigen)
…
„7 erachte ich als absolut realistisch“ (das war wieder ich)
„7 Runden?“ (ok, ich habe mich unklar ausgedrückt)
„7 km lachsmiley Bin ja gerade im Höhentraining – Allgäu ist ja fast Kenia“
…
„Ach das ist schon in diesem Jahr?“ (ich habe in meiner Euphorie, Runners High und so, habe
ich echt zu wenig Informationen mitgeteilt)
„in 3 Wochen“ (unter Druck entstehen Diamanten!)
….
„Ich feiere dich jetzt schon. Für den Mut und die Spontanität“ (und dafür liebe ich Jasmin).
Rückblick: 21.06.2025 bis 12.07.2025
Vor dem Lauf passt Jasmin meinen Plan ein wenig an. Wir versuchen meine Wohlfühlpace zu
finden und ein wenig Substanz aufzubauen. Soweit das geht in der Kürze der Zeit und so kurz
nach meinem Wiedereinstieg.
Was man natürlich unbedingt auch machen sollte ist, knapp zwei Wochen vor dem Lauf mit
einem neuen Krafttraining zu beginnen. Aber der Hot Iron Kurs startete nun mal am 01.07. da
hatte ich nun wirklich keinen Einfluss drauf.
Die Vorbereitung läuft gut, die Läufe machen Spaß und ich freue mich auf den „Ultra“ (von dem
ich mir 1/7 vorgenommen habe). Am Sonntag vor dem Lauf mache ich meinen LaLa-Lauf auf
der Strecke, weil ich Schuhe testen will. Ich hatte noch „schnelle“ Schuhe im Schrank. Spoiler:
Sie kommen am 12.07. nicht zum Einsatz. Meine Knie schmerzen und ich bleibe bei meinen
bewährten Brooks.
Danach tapern wir. Belastung raus, Kohlenhydrate und viel Flüssigkeit rein. Am Freitag vor dem
Lauf besuche ich kurz unser Stadtfest, bin aber brav um 22 Uhr zu Hause um am nächsten Tag
fit zu sein. Wie immer packe ich am Vorabend alles zusammen, suche panisch
Sicherheitsnadeln und überlege wie warm es wird und was ich anziehe. Die Uhr wird geladen
und ich versuche mir einzureden, dass schon alles klappen wird. Das funktioniert auch bis…
12.07.2025, 2. Lüner Lippeauen Ultra
Das Gruppenfoto wurde uns von Michael Petry zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

…ich am morgen aufwache. Der Wecker geht um 6 Uhr, so langsam habe ich Watte im Bauch.
Auf der Fahrt nach Altstedde zum Start kreisen meine Gedanken: „Was tue ich hier überhaupt?
In welchem Ausbund der Selbstüberschätzung habe ich mich angemeldet? Der Lauf startet um
9 Uhr – morgens! Ich laufe nie gut am morgen! Ich bin ein Nachmittags- und Abendläufer! Wieso
habe ich mich für einen Lauf um 9 Uhr morgens angemeldet? Was hat mich da geritten?“
So geht das, bis ich dort ankomme. Unnötig zu sagen, dass ich in meinem Kontrollwahn
natürlich schon Tage vorher dort war, um zu schauen wie die Parkplatzsituation ist und dass ich
jetzt so ziemlich die erste bin.
Ist ja klar, die geben ansonsten bestimmt meine Startnummer wem anders. Steht ja nicht mein
Name drauf. Da sollte man früh da sein…
All das hält das Gedankenkarussell also auch nicht an. Im Gegenteil. Vielleicht sollte ich es mal
mit verschlafen probieren… dann hektisch ankommen, die Laufschuhe noch im Startblock
schnüren. Dann fehlt wenigstens die Zeit ca. 2,5 Stunden darüber nachzudenken, dass ich
keine Morgenläuferin bin.
Die Veranstaltung ist klasse organisiert. Alle Helfer sind total nett, die Startnummernausgabe
läuft problemlos (klar, ist ja auch kaum einer da außer mir) und das Gelände des SV Blau-Weiß
Altstedde bietet einen sehr schönen Rahmen. Das tolle an der Veranstaltung ist, dass mit ihr
nahezu jeder angesprochen wird, der läuft. Seien es jetzt 7 km oder Halbmarathon oder
Marathon oder Ultra. Oder alles in 7 km Schritten dazwischen. Und zudem tut man etwas Gutes
für das Hospiz, das auch mit einem Team vor Ort ist.
Das bedeutet aber auch dass aus meinem Gedankenkarussell eine Gedankenkirmes wird, denn
ein neues Fahrgeschäft betritt die Bühne… die anderen Läufer. Ich sitze also da und hinterfrage
mein Dasein, als die anderen Teilnehmer nach und nach eintreffen. Und in meinen
Selbstzweifeln (ich bin ja keine Morgenläuferin!) gehe ich mal davon aus, dass die alle eh den
Ultra laufen und nur ich mich hier als 7 km Läuferin hin verirrt habe. Die zudem keine
Morgenläuferin ist!
Das stimmt natürlich nicht. Also ich bin tatsächlich keine Morgenläuferin, aber bis zum Start um
9 Uhr finden sich knapp 100 Teilnehmer ein. Und das Feld ist bunt gemischt, jeder ist freundlich,
man hilft sich und wünscht sich Glück. Kein Nase rümpfen oder sonst was, sondern richtig
schön und angenehm. Die ganzen komischen Gedanken waren nur in meinem Kopf, befeuert
von meinen Selbstzweifeln. Und davon dass ich keine Morgenläuferin bin. Hatte ich das schon
erwähnt?
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Veranstalter geht es dann auch schon los. Ich mach
diesmal nicht den Fehler mich beim Start mitreißen zu lassen und zu schnell zu laufen. Dank
meiner Uhr, die das Tracking nicht starten wollte und daher meine Aufmerksamkeit hatte, habe
komplett verpasst mich mitreißen zu lassen. Gut so. Und kaum laufe ich, sind auch die
Selbstzweifel weg. Ein Schritt vor den anderen, atmen nicht vergessen. Und immer weiter,
Schritt für Schritt, Meter für Meter. Das Feld verteilt sich gut, alle nehmen Rücksicht, niemand
blockiert, niemand rempelt.
Ich finde schnell in meinen Rhythmus. Die Pace ist genau da wo ich sie haben will, etwas
schneller als mein Ziel, aber auch nicht zu schnell. Passt alles. Die Herzfrequenz ist auch ok,
könnte etwas niedriger sein, aber kurze (ca. 30 sekündige) Gehpausen ab und an regeln auch
das.
Die Strecke ist toll.
Von Altstedde aus geht es zunächst durch den Wald Richtung
Lippholthausen an der Buddenburg vorbei, über die Lippe und dann hinter dem alten Steag
Gelände am Segelfluglatz entlang wo auch schon die Verpflegungsstation ist. Danach wird die
Lippe ein zweites Mal überquert (ist ja ein Rundkurs) und über den sonnigen Lippedamm geht
es zurück zum Gelände des SV Blau-Weiß Altstedde, wo sich die „große“ Verpflegungsstation
mit Obst, Süßigkeiten, Getränken und allem was das Läuferherz begehrt im Start/Zielbereich
befindet.
Hier könnte man dann nach Stärkung und Durchschnaufen auf die nächste Runde gehen. Für
mich soll es das nach 1 Runde und 7,2 km in 47:51 min allerdings gewesen sein. Vielleicht hätte
ich auch noch eine zweite Runde geschafft, aber ich bin mir sicher, dass ich mich da sehr hätte
quälen müssen und so entscheide ich mich dazu, es bei einer Runde und einem sauguten
Gefühl zu belassen.
Eine Medaille gab es auch noch für mein Medaillenboard
und ich freue mich schon sehr auf die
kommenden Veranstaltungen. Vielleicht gibt es ja einen Silversterlauf oder nächstes Jahr dann
den 3. Lippeauen Ultra – dann bestimmt mit zwei oder drei Runden. Oder auch einer, wenn es
wieder morgens los geht. Denn ich bin keine Morgenläuferin – echt nicht.
Vielen Dank an dieser Stelle nochmals an Michael Petry und das ganze Team für die tolle
Veranstaltung und die Mühe die ihr reingesteckt habt. Und tausend Dank an Jasmin, die jeder
meiner Verrücktheiten mitmacht und mir unglaublich toll beim Wiedereinstieg geholfen hat.
Danke Nina für diesen wundervollen Bericht und deine warmen Worte!
Wenn du jetzt denkst: das will ich auch, dann buch dir gleich einen Coaching Termin bei mir. Ich freue mich auf dich!


