Diese Folge erforderte Mut von mir. Weil sie eine sehr persönliche Geschichte aus meinem Umfeld erzählt. Weil sie vielleicht triggert? Neu ist außerdem, dass es zu dieser Folge einen zweiten Teil geben wird. Lasst mich gerne wissen, wie ihr darüber denkt .
Kennst du das Jammertal oder jemanden, der dort lebt? Die KI definiert Jammertal wie folgt: Jammertal ist eher eine umgangssprachliche Metapher, die verwendet wird, um einen Zustand oder eine Phase zu beschreiben, in der Menschen sich in einer negativen Denkweise oder einer Opferrolle befinden und häufig jammern oder klagen. Es ist ein gängiger Ausdruck in der deutschen Sprache, der oft in informellen Gesprächen oder in der Selbsthilfe-Literatur verwendet wird.
Wie definiere ich das Jammertal? Stell dir einen dunklen Ort vor. Wenig Sonne. Ein tiefes Tal. Die Bewohner leben in schwarzen Zelten oder Hochhäusern. Sie haben eine große Gemeinsamkeit: das Jammern. Sie jammern ständig, oft und ausdauernd. Sie fragen nach Ratschlägen und wollen sie eigentlich gar nicht hören, geschweige denn, diese umsetzen. Sie möchten, dass du mit ihnen jammerst, sie zum Teil bemitleidest und ihre Geschichte(n) anhörst. Sie interessieren sich nicht für dich, dein Leben oder deine Erfolge („Dir fliegt ja alles zu“, „du kannst da überhaupt nicht mitreden“). Sie melden sich bei dir, wenn sie denken, du wärst gerade in einer schwierigen Situation (z. B. weil du in dem Moment krank bist oder einen geliebten Menschen verloren hast). Denn dann könnt ihr gemeinsam der absoluten Lieblingsbeschäftigung nachgehen – Jammern.
Zur Verdeutlichung dessen was ich heute teilen möchte, erzähle ich eine Geschichte. Auch um die betreffenden Personen zu schützen. Namen und Details sind zufällig gewählt.
Stellt euch folgende Situation vor: Max 15 Jahre ist verliebt. Die „Angebetete“ (wir nennen sie Anna) holt sich oft Ratschläge, möchte Zuspruch und will getröstet und aufgemuntert werden. Max steht ihr mit Rat und Tat zu jeder Uhrzeit! zur Verfügung. Macht Mut, baut auf, verteilt Komplimente und hört stundenlang zu. Von einem auf dem anderen Tag dann die Info: du bist mir jetzt nicht mehr wichtig. Ich mag jetzt einen anderen. Woher kommt dieser Wandel und wie können wir unseren Kindern (oder auch uns selbst, wenn wir betroffen sind) helfen so eine „Niederlage“ (ist nicht das richtige Wort, aber mir fällt kein anderes ein) besser zu verkraften?
In dem wir ihnen bzw. uns klar machen, dass das Leben im Lichtgarten
viel schöner ist als im Jammertal.
Wie sieht der Lichtgarten aus? Dort ist es wunderschön, hell und freundlich. Es leben dort andere Menschen und Tiere. Die Sonne und der Regen wechseln sich ab. Es haben auch nicht immer alle gute Laune, aber jeder trägt etwas dazu bei, dass es allen dort gefällt. Max spielt zum Beispiel ist ein begeisterter Fußballer und engagiert sich zusätzlich in seiner Freizeit als Tutor für jüngere Schüler.
Versteht mich richtig: wir alle jammern und das ist vollkommen ok. Wenn wir uns ausgekotzt haben dann sollten jedoch auch die Fragen kommen: ok und was kann ich jetzt in diesem Moment an dieser Situation ändern? Bin ich dafür (mit)verantwortlich? Was liegt in meiner Macht?
Um in dem o.g. Beispiel zu bleiben: Anna lebt aktuell im Jammertal und kommt alleine dort nicht raus. Alles ist doof. Schule, Eltern, Geschwister. Jeder nervt. Alle sind immer gegen sie. Max will Anna helfen. Er schlägt ihr z. B. vor, ein Dankbarkeitstagebuch zu schreiben und versucht sie mit Witzen zum Lachen zu bringen. Immer wieder gibt er seine Energie ab und baut sie auf. Hört stundenlang zu. Himmelt sie an. Schmiedet Pläne für die nächsten Dates – alles was ihr gut tut und gefällt. Doch Anna ist (noch) nicht bereit Hilfe anzunehmen. Sie will einfach jammern. Punkt.
Eines Tages kommt Max zu mir und fragt: wie kann ich Licht ins Jammertal schicken? Wenn wir oben im Lichtgarten wohnen. Hilft es einen Spiegel aufzustellen und das Sonnenlicht nach unten zu schicken – eine tolle Idee, oder?
Meine Antwort darauf: egal ob du einen Spiegel aufbaust und Licht hinunter schickst, oder ob du in monatelanger Schwerstarbeit einen Glasaufzug ins Jammertal baust: Sie muss aus dem Zelt rauskommen und raus-wollen. Sonst sieht sie das Licht nicht. Oder aber: sie muss von sich aus in den Aufzug einsteigen und nach oben fahren. Du kannst sie nicht zwingen. Es muss von ihr aus gehen. Wenn sie nichts an ihrer Situation ändern möchte, kannst du ihr auch nicht helfen.
Doch warum wollen die Menschen dort leben im Jammertal?
Meine persönliche Meinung dazu: weil es bequemer ist, als Verantwortung zu übernehmen und den ersten Schritt in Richtung Veränderung zu gehen. Jammern ist „In“. Wer jammert findet extrem schnell Zuspruch. Das bedeutet: Aufmerksamkeit. Von wem oder ob das Interesse echt ist, ist zunächst vollkommen unwichtig. Leute im Jammertal wissen oft auch alles. Ihre Meinung ist in Stein gemeißelt. Ratschläge wollen sie überhaupt nicht hören und nehmen sie deswegen auch nicht an. Alle anderen sind Schuld, dass es ihnen gerade schlecht geht. Das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen. Kollegen, Partner, Freunde? Alle doof. Alle haben es ja so viel leichter, keiner hat es so schwer wie die Jammertalbewohner. „Keiner versteht mich, niemand nimmt Rücksicht auf mich, dabei geht es mir so schlecht….“ – das sind Sätze die sie gerne verwenden. Vielleicht sogar in Dauerschleife.
Oft haben wir Lichtgarten-Bewohner (bzw. Optimisten) ein schlechtes Gewissen und aufgrund jahrelanger Freundschaft, Beziehung usw. halten wir an dem Kontakt fest. Frag dich ehrlich: wie geht es dir nach einem Telefonat oder einem Treffen mit einem Jammertal-Bewohner? Wie fühlst du dich? Ausgelaugt, Ausgenutzt und als ob ihr euch seit Jahren im Kreis dreht. Immer wieder die gleiche Leier? Jedes Mal wieder die alten Kamellen?
Glaubst du das dein Gegenüber sich ebenso Gedanken über dich macht? Ich behaupte: nein. Nach meiner Erfahrung würde ich sogar noch einen Schritt weiter gehen und unterstelle: Jammertal-Bewohner sind oft egoistisch und verbringen die meiste Zeit damit, sich zu bedauern.
Wer etwas ändern will, hat es schwer.
Da kommt ganz schnell Gegenwind, wenn du vielleicht dabei bist, dein Leben oder Bereiche zu verändern. Oder dich weiterentwickelst und nicht stehen bleibst. Warum ändern? – war doch schon immer so. Hat doch jahrelang funktioniert. Das bestätigt z. B. auch Social Media immer wieder: ein Reel indem gejammert wird, geht deutlich schneller und einfacher viral als positive Botschaften. Negativität rockt. Leider.
Auf der Couch liegen, Fast Food essen, Netflix gucken und Alkohol trinken ist normal. Aussagen wie: „Ich bin zu kaputt, gestresst usw. für alles andere.“ Jammern ist trendy. Wer nicht jammert ist ein Außenseiter.
Sport treiben, einen Marathon Finishen, seine Gesundheit ernst nehmen, nicht rauchen oder im schlimmsten Fall Proteinpulver konsumieren oder gar vegan leben – OMG! Das wird in unserer Gesellschaft leider sehr oft verpönt, belächelt oder kritisiert. Ganz schnell werden Menschen sogar ausfallend oder beleidigend.
Dabei darf doch jeder gerne so leben wie er oder sie möchte. Auch im Jammertal.
ABER: Ich möchte dort nicht leben und ich wünsche mir, dass mein Kind später auch nicht dort leben möchte.
Wir arbeiten hart für unseren „Erfolg“. Uns fliegt nichts zu. Wir stellen uns den Herausforderungen und Problemen. Wir übernehmen die Verantwortung. Wir machen Fehler und sammeln Erfahrungen. Wir fallen hin und stehen auf. Wer mutig ist und seine Komfortzone verlässt, trifft auf andere Lichtgestalten und auch auf Verrückte in einer wunderbar bunten Welt voller Möglichkeiten.
Das Leben ist ein Geschenk und so wertvoll, dass ich euch alle ermutigen möchte, weniger zu jammern und dafür euch zu erlauben eure Träume nicht zu träumen sondern zu leben!
Wie ging die Geschichte mit Max und Anna aus? Max hat ein überragendes Fazit gezogen: Sie wollte mich ins Jammertal ziehen und weil sie das nicht geschafft hat, versucht sie es jetzt mit dem Anderen. Ich bin traurig, ich hatte sie sehr gern. Aber ich bin ein guter Mensch mit positiven Absichten. Wenn sie mich nicht in ihrem Leben haben will, dann ist es ihr Verlust und nicht meiner.
Gefällt mir, der Max und auch sein Fazit.
Und nun, Feuer frei. Was sagt ihr : Jammertal oder Lichtgarten? Hinterlasst gerne hier drunter einen Kommentar oder schreibt eine Mail an: feedback@laufend-optimistisch.de