In dieser Woche zum Nur-Frei-Tag (hier geht´s zur Podcastfolge was der Nur-Frei-Tag ist) teile ich euch einen meiner oft gesagten Sätze mit. Ausnahmsweise dreht es sich weniger ums Laufen oder den Sport (wobei er mir dabei sowas von geholfen hat) als mehr um Mindset und Optimismus. Denn: Durch das Laufen habe ich zu mir gefunden. Klingt theatralisch. Ist allerdings eine Tatsache.
Weil ich weiß, dass viele von euch ebenso damit kämpfen, sich selbst herabzusetzen und sich zu wenig Zeit für sich nehmen oder denken: „das macht man nicht“ erzähle ich euch eine sehr persönliche Geschichte bzw. wie es mir damals im Jahr 2011 ergangen ist.
Ich arbeite „nur“ Teilzeit.
So ein Quatsch, oder? Ich arbeite Teilzeit, weil ich in der restlichen Zeit des Tages anderen Verpflichtungen nachkomme. Dazu zählen neben dem Haushalt eben vor allem die Kinderbetreuung und ein Großteil der Erziehung (neudeutsch Care-Arbeit). Außerdem haben wir das große Glück, dass zu unserer Familie auch ein Hund (Buddy, ein Sheltie) gehört. Wir möchten, dass auch unser Buddy genügend Zeit und Auslauf erhält. Ein ordentliches Pensum an Arbeit und Verpflichtungen.
Ein fortlaufender Spagat zwischen den Welten.
Vor der Geburt war ich ein Workaholic. Aus heutiger Sicht kann ich das so sagen. Ich wollte mich beweisen. Mir beweisen, dass ich beides sein kann: eine gute Mutter sein und gute Arbeit leisten. Viele Jahre bin ich dabei zu kurz gekommen. Nicht weil jemand es von mir gefordert oder erwartet hätte. Oder halt. Stopp. Eigentlich hat es doch jemand gefordert. Ich!
Seit wann also arbeite ich Teilzeit? Seit unser Sohn (absolutes Wunschkind) geboren wurde. Wir haben uns gemeinsam entschieden, dass ich Teilzeit arbeiten gehe und mein Mann weiter Vollzeit arbeitet. Weil wir das wollten und es auch heute noch gut finden.
Jede Familie sollte das für sich entscheiden, und sicherlich gibt es genauso viele andere Modelle, die mindestens genauso funktionieren. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie einige Personen in unserem Umfeld damals reagiert haben, als ich gesagt hatte: ich gehe nach einem Jahr Elternzeit wieder Teilzeit arbeiten. Die ungefragten Kommentare aus dem Umfeld dazu lauteten von: „Was? du gibst den Kind in die Kita“ bis „Warum macht ihr das? „über „ich bleibe mindestens drei Jahre daheim“ oder andere, unfreundliche Aussagen war fast alles dabei. Ganz ehrlich: das hat mich getroffen. Bin ich eine schlechte Mutter? Wenn ich für 15 Stunden pro Woche arbeiten gehe? Den finanziellen Aspekt lassen wir dabei komplett außen vor.
Sidenote: ich musste mir nach der Elternzeit auch einen neuen Job suchen, denn mein vorheriger Chef hatte mit mir zwar per Handschlag eine Vereinbarung getroffen, mir aber nach dem Jahr Elternzeit einen dicken Strich durch diese Rechnung gemacht. Zunächst brach eine Welt für mich zusammen. Ich liebte den Job und die Kollegen; war über acht Jahre dort und habe relativ gut verdient. Dazu noch die oben genannten Aussagen, ich sollte lieber daheim beim Kind bleiben…. Es war schrecklich. Ich war enttäuscht, traurig und fühlte mich in beiden Welten nutzlos.
„Jasmin, ich wäre auch gerne so optimistisch wie du.“
Woher das kommt? Zum Teil steckt es wohl in meinen Genen. Zum ganz großen Teil glaube ich: weil ich durch viele Täler schreiten musste. Eins davon war diese Zeit. Mein Selbstbewusstsein hat gelitten. Massiv. Allerdings wuchs in mir der Wunsch: „jetzt erst recht“. Ich suche mir einen neuen Job. Optimismus lässt grüßen!
Durch einen Zufall (wer von euch glaubt an Zufälle?) habe ich, drei Tage nach dem fürchterlichen Gespräch mit meinem damaligen Chef, meinen neuen Chef getroffen. Ein paar weitere Tage später unterzeichnete ich den neuen Arbeitsvertrag und kündigte die Stelle, von der ich viele Jahre dachte, es wäre mein Traumjob gewesen. Zu meinen Konditionen, am neuen Wohnort und passend zu den bereits gebuchten Kita Zeiten.
Ein Lichtblick!
Die Zeit war stressig. Keine Frage. Uns beide fertig machen, zur Kita fahren und weiter zur Arbeit. Im neuen Job abliefern, direkt nach Feierabend wieder zur Kita (Kind hatte gegessen und geschlafen) und ab nach Hause. Es gefiel ihm gut in der Kita, die Erzieherinnen waren große Klasse und ich war sehr dankbar, dass ich in so kurzer Zeit den neuen Job gefunden hatte. Viele Jahre ging es für mich in diesem Rhythmus weiter. Ich nahm mir zu wenig Pausen. Die meiste Zeit schaffte ich dennoch den Spagat, und keinesfalls soll der Eindruck entstehen, ich wäre unglücklich gewesen. Überhaupt nicht. Ich lernte neue Menschen und Freundinnen kennen. Hatte bereits damals einen Nähblog und war gesundheitlich fit.
Heute weiß ich, dass nicht alles perfekt sein muss.
Auch dass ich mir Pausen gönnen darf (seit meiner Schilddrüsen-OP muss ich die tatsächlich auch machen). Damit möchte ich euch vor allem Mut machen. Und euch sagen: Wir Teilzeit-Arbeitende sind große Klasse! Ein wichtiger Teil der Gesellschaft und sicherlich verdienen wir kein „nur“. Meine liebste Antwort, wenn mir jemand sagt: ach ich hätte jetzt auch gerne Feierabend, oder ich wünsche dir einen erholsamen Feierabend: Erstens habe ich jetzt noch keinen Feierabend und zweitens werde ich für X Std. pro Woche bezahlt und nicht für ganztags. Was hindert dich daran, das auch zu tun? Selbstverständlich mit einem Augenzwinkern. Denn: Jeder so, wie es passt oder möchte.
Was ich euch mit dieser Geschichte sagen will?:
- Verurteile niemanden für seinen Lebensentwurf.
- Gerade wir Frauen sollten viel mehr zusammenhalten, als uns ständig durch gemeine Aussagen zu verletzen.
- Vergleichen ist sinnlos. Wir wissen meist nicht, wie es sich anfühlt, den Weg der anderen Person in ihren Schuhen zu gehen.
- das „nur“ ist hier absolut unangebracht.
- Klopf dir selbst auf die Schulter und mach dir immer wieder bewusst, was du innerhalb von 24 Stunden alles leistet
Übrigens dürfen sich auch alle Mütter angesprochen fühlen, die „nur“ Hausfrau sind. Das ist auch ein Knochenjob. Feiert euch dafür und vor allen Dingen: Streicht das „nur“! Unbedingt.
Hast du eine Ergänzung zu dem Thema? Oder möchtest du deine Erfahrung dazu mit mir teilen?
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