Im September 2024 haben wir es zum ersten Mal versucht. Alle Infos dazu findest du hier.
Die brandneue Podcastfolge kannst du gerne hier anhören:
100 Kilometer – mein bisher längstes Abenteuer zwischen Hitze, Tiefpunkten und Sonnenaufgang 🌞🚶♀️
Es gibt Erlebnisse, die schreibt man nicht in den Kalender, sondern ins Herz. Mein erster 100-km-Marsch gehört definitiv dazu. Ich nehme dich in diesem Artikel mit auf eine Reise voller Höhen, Tiefen, Freundschaft und der Erkenntnis, dass wir alle mehr schaffen können, als wir glauben.




Gemeinsam gestartet – und doch anders als gedacht
Los ging es, wie gewohnt, gemeinsam mit Doris. Wir waren diesmal überzeugt, auf jeden Fall 80 km zu marschieren, im besten Fall die komplette Strecke, je nachdem, wie es läuft. Von Anfang an war klar: Wir sprechen ab, was passiert, wenn eine von uns aussteigen muss. Klingt pragmatisch – doch mitten in der Nacht, bei rund 70 km, wurde es plötzlich ernst.
Start war um 9.30 Uhr in Sulzbach-Rosenberg. Wir hatten uns einen groben Zeitplan erstellt und diesen habe ich uns als Tattoos zum aufkleben erstellt. Leider haben auch die Tattoos der Hitze auch nicht lange standgehalten. Merke fürs nächste Mal: wasserfesten Stift! Die Hitze war enorm, die Etappe Asphalt lastig. Das hat echt „Körner“ gekostet. Ich hatte Powercarb Heat in meinen Flaschen. Wie gewohnt hatten wir ausreichend Getränke inkl. Elektrolyte dabei. Auch Sonnenschutz und passende Kleidung war am Start. Von Meli und Rene wurden wir auch mit Eis und Eiswürfeln zur Abkühlung überrascht. Ein echtes Highlight!


Wir gingen Etappe 1 trotzdem gut gelaunt und auf Etappe 2 an der Versorgungssation in Illschwang stießen Volker und Buddy zu uns um uns nach Sulzbach wieder zurück zu begleiten. Wir hörten, dass einige Teilnehmende aufgrund der Hitze aufhören mussten und hofften, dass uns das nicht zum Verhängnis wird. Zurück in Sulzbach wartete Andy auf uns, der uns auf Etappe drei und weiter durch die Nacht begleiten wollte. In der Station angekommen machten wir wieder Pause und stärkten uns.
Dabei stellten sich die Schlußläufer Ines und Alex von Etappe drei vor. Die beiden wollten starten, sobald wieder alle (noch übrig gebliebenen) Teilnehmenden losgegangen waren. Die Stimmung auf der Station ist übrigens immer fantastisch. Alle sind jederzeit hilfsbereit und immer gut gelaunt! Dort gab es Kartoffelsuppe (mit oder ohne Würste), Brot, Laugengebäck, Kuchen, Süßes und Obst sowie kalte und heiße Getränke. 24/7!



Kurz nach Beginn von Etappe drei verabschiedeten sich Volker und Buddy und wir drei (Doris, Andy und ich) machten uns auf den Weg durch den Wald. Doris wurde ruhiger und ich dachte, sie hat einen kleinen Durchhänger. Es stellte sich jedoch heraus, dass es ihr etwa bei Kilometer 70 schlechter ging, als ich es wahrgenommen hatte.
Die Hitze hatte Doris so sehr zugesetzt, dass klar war: Weitergehen wäre gefährlich. Also rief ich Volker an, der (mit dem Auto) in wenigen Minuten zur Stelle war und sie und auch ihren Mann abholte. Vorher klärten wir nochmal, dass ich ohne sie weitergehen würde. Doris wünschte mir viel Erfolg und „du schaffst das heute“.
Sie war in guten Händen. Und dann, wie ein Wink des Schicksals, tauchten genau in diesem Moment die Schlussläufer Ines und Alex mit ihren Stirnlampen aus dem Wald auf – und sammelten mich ein. Sie bauten mich auf und unterhielten mich gut. Die beiden nahmen ihre Verantwortung als Schlussläufer sehr ernst und sorgten sich auch gleichermaßen um die beiden Mädels kurz vor uns. So marschierten wir weiter bis zum nächste Versorgungspunkt.

Tiefpunkt im Dunkeln – und wie die Sonne alles änderte
An der Versorgungsstation bei 77 km wurden wir von Lichterschläuchen und einem kleinen ferngesteuerten Auto empfangen. Das war wirklich ein Highlight mitten in der Nacht. Die Verpflegung dort ebenfalls fantastisch! Beglegte Brote mit Essiggurken und mehr. Im Hintergrund lief der Song von Elton John „I´m still standing“ und ich dachte: ganz genau! Nach einer kleinen Pause machten wir uns alle gemeinsam wieder auf den Weg zurück nach Sulzbach zur Hauptstation. Unterwegs informierte ich meine Freundin Meli, dass ich ungefähr um 5 Uhr dort sein werde und wie sehr ich mich darauf freue, dass sie mich ab dann begleiten würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich meine bisher längste Strecke geschafft und ich war überrascht, wie gut es mir eigentlich ging.
Kurz musste ich schlucken, denn als ich von Etappe drei zurück kam, waren einige Wanderer die bereits ihren Zieleinlauf geschafft haben. Und ich dachte: WOW und hab natürlich auch gratuliert – wusste aber, ich muss noch die Etappe 4 hinter mich bringen. Bei Kilometer 85 fing es an, dass meine Kräfte langsam weniger wurden und ich brauchte eine kurze Pause. Der Anstieg zum höchsten Punkt der Strecke wurde zum echten Mental-Killer. Dunkelheit, Müdigkeit, Zweifel. Und dann hörte ich die Schlussläufer hinter mir telefonieren und dachte: die wissen sicher, dass es für mich eng wird.
Für einen Moment war ich kurz davor, mich einfach hinzusetzen, zu weinen und aufzugeben. Aber genau dafür hatten Meli und ich einen Plan: Sie sollte ein Lied abspielen, wenn ich nicht mehr weiter will. Und genau das tat sie dann auch. In genau diesem Moment brach die Sonne durch die Bäume. Gänsehaut pur. Ich wusste: Egal wie lange es dauert – heute gehe ich ins Ziel. Die Prognose zu dem Zeitpunkt: es wird fast 11 Uhr bis ich im Ziel sein werde…. Doch mir war das wirklich egal. Ich wollte ins Ziel, auch ohne Wertung und ohne Aufzeichnung auf der Uhr (die hatte sich nach Etappe drei leider verabschiedetet, weil ich sie nicht richtig eingestellt hatte).






Musik, Motivation und… plötzlich joggen?!
Ab da wurde es fast magisch. Scooter in voller Lautstärke, Meli an meiner Seite und ein Tempo, das ich selbst nicht mehr erklären konnte. Nach rund 93 Kilometern fragte ich Meli: „Darf ich laufen?“ Sie schaute mich an, als wollte sie sagen: „Bist du irre?“ – aber sie nickte. Also joggten wir. Nicht sehr schnell und auch nicht sehr lange, aber wir joggten – nach über 93 Kilometern und weit über 24 Stunden in denen ich bereits wach war (hab ich schon erzählt, dass ich um 5 Uhr aufgewacht bin vor Aufregung?).





Und tatsächlich holte ich auf und kam auch wieder in Sichtweite der beiden Mädels. Eine blieb an der legendären Schnapsstation bei Kilometer 98 stehen (ja, so was gibt es wirklich ). Ich aber wusste: Wenn ich da jetzt anhalte, komme ich nicht mehr hoch. Also weiter. Schritt für Schritt, bis ich um 9:30 Uhr (pünklich nach 24 Stunden und zum Glockenläuten) durchs Ziel lief. Dort wurde ich freudig von Familie und Freunden erwartet und empfangen! Auch Buddy war dabei.
Vom Tief zur Superkraft
Vorher hatten wir hochgerechnet, dass es eher 11 Uhr werden würde. Aber am Ende war ich 1,5 Stunden schneller, als gedacht. Auf der letzten Etappe landete ich sogar auf Platz 4 in der Zeitwertung. Ich konnte es selbst kaum glauben.
Und genau da zeigte sich wieder: Unsere wahre Stärke zeigt sich oft erst, wenn wir denken, es geht nicht mehr.
Meine Erkenntnisse des Tages:
- Alleine hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft
- wir sind stärker als wir glauben
- mein Körper war diesmal noch nicht an seiner Grenze (anders als in Berlin)

Mein Dank gilt…
…Doris, für die gemeinsamen 70 Kilometer PLUS alle Abenteuer in den letzten Jahren! und dafür, dass sie den Mut hatte, auf ihren Körper zu hören.
…Ines und Alex, die mich mitten in der Nacht eingesammelt haben.
…Meli, die mich fantastisch unterstützt, motiviert und sogar meinen Rucksack geschleppt hat.
…und Volker, der als nächtlicher Rettungsfahrer einsprang.
Ohne euch wäre ich nicht ins Ziel gekommen.
Fazit: Laufend optimistisch ins Ziel 🎉
Ein 100-km-Marsch ist mehr als nur ein sportlicher Wettkampf. Es ist ein Abenteuer fürs Herz, für dich. Es lehrt dich, loszulassen, wenn es sein muss, aber auch dranzubleiben, wenn alles in dir „Aufgeben“ schreit. Es zeigt dir, wie wertvoll Unterstützung ist – und dass die Sonne manchmal genau dann aufgeht, wenn du sie am meisten brauchst.
Wenn du also mit dem Gedanken spielst, selbst einmal bei einem Schlackenmarsch, Mammutmarsch, Megamarsch oder 100-km-Ultra teilzunehmen: Trau dich. Geh los. Vielleicht wartet dein eigener Sonnenaufgang schon hinter der nächsten Kurve. 🌞💪
Falls du überhaupt nicht weißt, wie du das anfangen sollst: ab sofort sind meine Coaching Angebote online.
Laufend optimistisch,
Jasmin



Wer 100 Kilometer in 24 Stunden wandern will, der darf einfach gehen. Immer wieder, immer weiter.
Jasmin
nochmal herzlichen Glückwunsch, wobei Glück nur einen ganz kleinen Anteil hat, der Größere geht an Vorbereitung, Mut, Willensstärke und Support 💚
Dir auch nochmals vielen Dank 🥰 für Support und Moderation der Podcastfolge 😊