LYB statt DNF – Warum Aufhören kein Aufgeben ist
(Ein persönlicher Erfahrungsbericht vom Megamarsch Nürnberg , was LYB bedeutet und warum das vielleicht auch für dich wichtig sein könnte)
Manchmal läuft es im Leben – und im Sport – ganz anders, als wir geplant haben.
Und manchmal liegt genau darin eine wichtige Lektion.
In dieser Folge von Laufend optimistisch und in diesem Blogartikel möchte ich mit dir über ein Thema sprechen, das uns alle betrifft: die Kunst, rechtzeitig auf den Körper zu hören.
DNF vs. LYB – zwei Begriffe, die mehr bedeuten als Sport
Bevor ich erzähle, was mir beim Megamarsch Nürnberg passiert ist, lass uns zwei Abkürzungen klären, die heute eine große Rolle spielen.
DNF bedeutet Did Not Finish – auf Deutsch: nicht beendet.
Ein Abbruch.
Ein „Ich habe das Ziel nicht erreicht.“
Für viele Menschen schwingt dabei ein Gefühl von Scheitern mit.
LYB steht für:
Listen to your Body – hör auf deinen Körper
Love your Body – liebe deinen Körper
Love yourself, Baby – liebe dich selbst, Baby
LYB ist keine Bewertung, sondern eine Haltung.
Ein freundlicher, achtsamer Blick auf das, was wir gerade brauchen.
Und weil ich es immer wieder sage, möchte ich es auch hier wiederholen:
Ein DNF ist kein Aufgeben – sondern ein Auf-hören. Oder noch besser: ein Auf-den-Körper-hören.





Wie mein DNF beim Megamarsch Nürnberg 2025 wirklich ablief
Der Gedanke zu diesem Artikel entstand nicht irgendwann, sondern ganz konkret am Tag nach meinem persönlichen DNF beim Megamarsch Nürnberg.
Ich war motiviert, gut gelaunt, bestens vorbereitet.
30 Kilometer liefen perfekt: Wetter, Tempo, Stimmung – alles passte.
Doch dann habe ich Fehler gemacht, die ich sonst anderen gern erspare.
Was schiefgelaufen ist:
- Ich habe einen völlig unbekannten Glukose-Mix in meine Trinkblase geschüttet – ohne Haltbarkeitscheck.
- Direkt gemerkt: Das bekommt mir nicht. Trotzdem weitergetrunken.
- Eine ungetestete (also eine, die ich sonst nie dabei habe) Salami gegessen, die mir ebenfalls nicht gut tat.
- Statt echtem Kaffee (wer erinnert sich an die vielen Kaffee´s beim 100er?) gab’s Instantkaffee mit Cappuccinopulver –
und oben drauf eine Koffeintablette.
Wenn man das so aufzählt, ist es fast logisch, was passieren musste.
Mein Körper hat irgendwann gesagt:
„Stopp. Das war zu viel.“
Mir wurde übel, richtig übel.
Doris und ich entschieden:
Zurück in die Zivilisation, das ist nicht mehr weit und dann: ab ins Café, ausruhen.
Ich war klar im Kopf, der Körper sonst fit – es war „nur“ der Magen.
Aber genau diese Übelkeit war das Zeichen, das ich brauchte.
Ich bin bei Kilometer 46 ausgestiegen.
Und es war die beste Entscheidung. Ich habe im Café auf Doris gewartet.
Sie ist richtig flott ins Ziel gewandert. Wir hatten das gemeinsam entschieden und unterwegs auch
per WhatsApp Kontakt. An dieser Stelle auch nochmal ein dickes Danke für deine Fürsorge und
Gratulation zum vierten Finish Megamarsch Nürnberg!
DNF oder LYB? Die Antwort war klar
Schon im Café fragte ich mich:
War das wirklich ein DNF?
Oder nicht viel mehr ein LYB?
Ich habe aufgehört, weil mein Körper es gebraucht hat.
Nicht, weil ich es nicht geschafft hätte.
Nicht, weil ich aufgegeben habe.
Sondern weil meine Gesundheit immer Vorrang hat.
Und genau darum entstand diese Folge – und dieser Artikel.
Warum LYB der Anfang und das Ende sein kann
LYB als Anfang
Der Moment, in dem wir merken:
„Ich brauche eine Pause.“
„Heute wäre ein Ruhetag besser.“
Es schützt uns vor Überlastung, Krankheit und blindem Ehrgeiz.
LYB als Ende
Der Moment mitten auf der Strecke, in dem wir sagen:
„Jetzt weiterzumachen wäre unvernünftig.“
Ein DNF ist dann nichts anderes als ein spätes, aber wertvolles LYB.
Meine bisherigen DNF- und DNS-Momente
Ich habe einige davon gesammelt – und keine davon war umsonst:
- Leipzig 2024: Nach 42 km im Schlamm aufgehört. Bänder und Sehnen haben klar signalisiert: genug.
- 2021: Erster 100-km-Versuch – bei 48 km mit Krämpfen ausgestiegen.
- Hamburg-Halbmarathon: Zweimal DNS – einmal wegen Gallen-OP, einmal wegen zu frühem Training und überlastetem Immunsystem.
Mehr darüber findest du z. B. auch hier „warum Training für mich ein Privileg ist“ - erster Versuch großer Schlackenmarsch 2024 – Abbruch bei KM 63
All diese Momente hatten eines gemeinsam:
Irgendwann musste ich mich fragen, welchen Anteil ich daran habe.
Und was ich daraus lernen kann.
Die Antwort war immer dieselbe:
Früher hinspüren.
Früher pausieren.
Früher LYB leben.
Warum es heute leichter fällt, aufzuhören
Heute weiß ich:
Ich kann 50 km.
Ich kann 100 km.
Ich habe es mehrfach bewiesen. Vor allem mir selbst.
Mit diesem Wissen fällt es leichter zu sagen:
„Kilometer 46 – heute ist Schluss.“
Aber das war nicht immer so.
Beim ersten DNF wusste ich nicht, wie weit ich gehen kann.
Und trotzdem war es richtig, aufzuhören.
Heute bin ich stolz auf meine Balance.
Stolz darauf, vernünftiger geworden zu sein.
Stolz darauf, frühzeitig auf mich zu hören.
LYB im Alltag – nicht nur auf der Strecke
LYB betrifft nicht nur sportliche Ziele.
Es betrifft unser ganzes Leben.
Beispiel 1: Krank zur Arbeit gehen
Du fühlst dich miserabel, gehst aber trotzdem.
Und genau an dem Tag passiert der Fehler,
den du mit einem Tag Pause vielleicht verhindert hättest.
Beispiel 2: Das erschöpfte Elternteil
Jahrelang funktionieren.
Kinder, Haushalt, Job, alles gleichzeitig.
Der Körper flüstert: Hautausschlag, Schlaflosigkeit, Gewichtsschwankungen.
Und irgendwann schreit er so laut,
dass die Pause nicht mehr freiwillig ist.
Beispiel 3: Der Moment beim Megamarsch
Blasen, Kreislauf, Magen, Schmerzen ? Es kann tausend Gründe geben doch dann auch hier:
die Entscheidung, zu sich selbst zu stehen.
Ich kenne alle drei Beispiele.
Ich habe sie erlebt.
Und ich wünsche dir, dass du manche davon nicht erleben musst.
Meine Botschaft an dich
Ich erzähle dir das alles nicht, um jemanden zu kritisieren.
Ich erzähle es, weil ich es selbst erlebt habe.
Bitte sei achtsam.
Schalte bewusst mal einen Gang zurück.
Hol dir Hilfe, wenn du sie brauchst.
Nimm dich ernst –
bevor dein Körper die Entscheidung für dich trifft.
LYB bedeutet nicht aufzugeben.
LYB bedeutet, dir selbst zu vertrauen.
Es bedeutet, dich für deine Zukunft zu entscheiden.
Für deine Gesundheit.
Für viele weitere Jahre voller Bewegung und Freude.
LYB heißt: Listen to your Body.
Love your Body.
Love yourself, Baby.
Wenn du selbst an einem Punkt stehst, an dem dein Körper flüstert – oder vielleicht schon schreit –, dann nimm das bitte ernst.
Manchmal hilft es, jemanden an der Seite zu haben, der mit dir sortiert, zuhört, mitdenkt und den Blick wieder in Richtung Leichtigkeit dreht.
Wenn du magst, begleite ich dich dabei gern – in einem meiner Coachinggespräche, in denen es um genau das geht: deine Gesundheit, dein Tempo, deine Ziele und deine Balance.
Melde dich gerne bei mir oder buch dir direkt einen Termin.
Und wenn du einen eigenen LYB-Moment erlebt hast, dann erzähl mir gern davon – hier im Blog, auf Instagram oder per Mail (hallo@laufend-optimistisch.de).
Deine Geschichte macht Mut.
Lass uns gemeinsam die Schuhe schnüren
und laufend optimistisch bleiben. 💛
PS: ich habe sie auch bereits zwei Tage nach dem Megamarsch-DNF geschnürt und dieser Ausblick auf der Hunderunde wird mir nie langweilig:



Vielen Dank für diesen ehrlichen und wertvollen Beitrag! Er geht direkt unter die Haut, weil viele einfach LYB verlernt haben . Weil immer wieder suggeriert wird höher, schneller, weiter! Du kannst zurecht stolz auf Dich sein!
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Es freut mich riesig wenn die Botschaft so ankommt.